Was uns die drei CDU-Kandidaten mit ihrer Körpersprache verraten

Betrachten wir einmal die drei CDU-Kandidaten vom Gesichtspunkt ihrer Körpersprache aus. Kaum hat unsere Kanzlerin Ihren Rücktritt vom Parteivorsitz angekündigt, setzt das „Wetthecheln“ in Gestik und Mimik um den begehrten Posten ein.


Quelle: DPA

Die Körpersprache der drei CDU-Kandidaten spricht Bände: über Haltung, Gesten und Stimmklang verrät sie uns, was „alt“ oder „jung“ rüberkommt. Während CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer mit 56 Jahren vielerorts als Ziehtocher der 64-jährigen Angela Merkel betrachtet wird, scheint Friedrich Merz, obwohl nur ein Jahr jünger als die Kanzlerin, laut SZ Redakteur Robert Rossmann, sogar neben dem 38-jährigen Jens Spahn “…als Vertreter einer jüngeren Generation“ zu wirken. Er sähe „keinen Tag älter aus, als bei seinem Ausstieg aus der Bundespolitik“ vor 9 Jahren „…als ob er die ganze Zeit in einem Konservierungsbad gelegen hätte.“ („Vorahnung der Macht“, SZ vom 02.11.18 ). Nun, was ist und vor allem, was wirkt in der Politik als jung oder alt?

Beginnen wir mit Friedrich Merz. Altersmäßig zwischen Babyboomern und Traditionalisten stehend, tritt er mit jugendlichem Elan auf. Er verfügt über ein breites Spektrum an dynamisch lebendiger Gestik und sein Stimmklang variiert abwechslungsreich in Lautstärke, Tempo und Modulation. Zudem lässt sich aus seiner authentischen Mimik gut deuten, wie es ihm gerade geht. Mit selbstbestätigendem Kopfnicken möchte er seine Kompetenz unterstreichen. Vermutlich hat er sich wegen seiner Größe von zwei Metern eine leichte Kopfneigung nach unten angewöhnt. Die behält er auch dann bei, wenn er über seinen Papieren kauernd am Pult sitzt. Wobei sein Blick immer noch wie seinerzeit von unten nach oben gerichtet ist. Das wirkt so, als würde er unbewusst mit seinem Haupt harmlos, doch hartnäckig, neue Türen aufstoßen wollen. Interessanterweise zeigt er beim Landesvorstandstag angesichts seiner beiden Konkurrierenden – insbesondere Jens Spahn –  ein verändertes Verhalten. Vermutlich auch angegriffen, wegen der Anschuldigungen bezüglich seines Postens bei Blackrock, war er hier sichtlich nervös. Von einem Bein zum anderen schwankend, rang er nach Atem und wirkte wie ein Newcomer beim ersten öffentlichen Auftritt. Insgesamt gesehen vermittelt die Körpersprache des CDU-Kandidaten den Eindruck von  „jung“.

Mit seinen 1,92 steht ihm Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an Körpergröße kaum nach. Vom Alter her steht er genau zwischen der Generation X und Y.  Er kann zwar forsch auftreten, doch wirkt er allein schon durch seine Statur gesetzter und gemäßigter. Sprachlich nimmt er sich Zeit für Pausen und strahlt somit insgesamt mehr Ruhe aus als die beiden anderen CDU-Kandidaten. Auch auf dem Landesvorstandstag punktete er durch Souveränität, weil er sich verbindlich öfter einmal den beiden anderen Kandidaten zuwandte. Seine markige Stimme drückt Willenskraft aus, doch neigt sie insgesamt leicht zur Monotonie. Seine Gesten wirken akzentuiert und tendieren gelegentlich dazu, starr und hölzern zu erscheinen. Obwohl durchaus ein charmantes Lächeln zeigen kann, ist seine Mimik vorwiegend sparsam und beherrscht. Dieser Eindruck wird innerhalb des Redeflusses durch häufig fest aufeinander gepresste Lippen noch verstärkt. Auch wenn er immer wieder einmal die Augenbrauen hebt, erscheint seine Mimik dadurch nicht lebendiger. Zusammengefasst hinterlässt seine Körpersprache tatsächlich laut Robert Rossmann einen Eindruck von „älter“.

Annegret Kramp-Karrenbauer wiederum ist eine typische Vertreterin der Babyboomer. Von ihrer Körpersprache her gesehen, badet sie temperamentvoll, frisch und humorvoll in ihrem Element, wenn sie in der Bütt und voll in ihrem saarländischen Dialekt steht. Solch ein freier und schwungvoller Auftritt wäre ihr zu wünschen, wenn sie Reden hält.

Insbesondere, wenn sie auf ihre Notizen angewiesen ist, klammert sie sich am Pult fest und es fällt es ihr schwer den Blick weg vom Papier zum Publikum zu richten. Sie kann sehr wohl emotional engagiert auftreten, doch ihre gleichförmig auftauchenden peitschenden Gesten sollen kraftvoll rüberkommen, doch sie wirken eher kantig, teilweise hektisch und eingeübt. Anlässlich ihrer Bewerbungsrede zur PR Konferenz am 7.11.18 kam als weitere Variante ein häufig ins Publikum gerichtete Zeigefinger zum Einsatz. Doch das verstärkt „aufspießend“ eher den formalen, starren Eindruck. Über ihre Körperhaltung signalisiert sie Lebendigkeit und Offenheit, da sie Körper und Blick regelmäßig nach rechts und links zum Publikum wendet. Ihre Mimik hingegen wirkt gleichförmig, auch wenn zwischendurch schnell einmal ein Lächeln aufscheint. Mimik und Gestik passen nicht recht zusammen und zeigen gleichermaßen Inkongruenz zum Inhalt ihrer Rede. Ihre Stimme ist mit leicht gefärbtem Dialekt klar und deutlich, doch zeigt sie wenig Modulation und Pausen, was über eine längere Strecke hinweg, zusammen mit  gleichförmiger Lautstärke, eher schwer erträglich wirkt. Mit ihrem vorwiegend schräg nach links geneigtem Kopf signalisiert sie zwar Zugänglichkeit, doch das macht zusammen mit allen anderen non-verbalen Signalen eher einen demütig bittenden Eindruck. Von ihrer Statur her eher klein und schlank, kommt sie mit forschem Haarschnitt jung doch nicht zerbrechlich rüber. Sie betont ihre Weiblichkeit mit klassischen Kleidern, Röcken und Accessoires, häufig situationsgerecht mit Blazer.

Fühlt sie sich unsicher, richtet sie ihren Blick verlegen zu Boden. Dann schaukelt sie unruhig hin und her und weiß nicht, wohin mit den Händen, was eher mädchenhaft und wenig selbstbewusst erscheint. Insgesamt zeigt ihre Körpersprache sowohl „junge“ als auch „älter“ wirkende Elemente, so dass sie zwischen den beiden anderen CDU-Kandidaten steht – und das auch tatsächlich vom Geburtsdatum her.

Fazit: Da sich alle drei CDU-Kandidaten bisher inhaltlich zurückgehalten haben, gewinnt der körpersprachliche Aspekt umso mehr an Bedeutung. Inwieweit hier die Generationenfrage im Vordergrund steht, wird sich zeigen. So gehört zu den neun weiteren Bewerbern als Jüngster der Berliner Jurastudent Jan-Philipp Knoop, mit 26 Jahren ein ausgesprochener Vertreter der Generation Y. Es bleibt also spannend.

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