Wie Sie Angst und Panik in Zeiten von Corona bewältigen

Angst bewältigen in Zeiten von Corona – Stärkung durch gezielte Atemübungen nach Veronika Langguth
Das Virus hat unsere Welt fest im Griff: Angst vor Ansteckung, wirtschaftliche Krise und ein ungewisses Ende bezüglich der persönlichen Einschränkungen. Unser Alltag ist geprägt von unzähligen Fragezeichen, die im schlimmsten Fall in Angst und Panik gipfeln können. Doch womöglich hilft als Widerstand gegen Angst und Unsicherheit nur die innere Einkehr und ein Bewusstsein für Ruhe und Besonnenheit. Doch wie lässt sich das umsetzen? Meditation, Yoga oder doch Heimwerken? Eine einfache Lösung liegt noch viel näher.
mann-mit-ausgebreiteten-armen
Durch Atemarbeit Ihrer Angst mit Positivität begegnen.

Heute Morgen beschloss ich frühzeitig den Supermarkt aufzusuchen, da ich neben einigen anderen Kleinigkeiten doch auch tatsächlich Toilettenpapier benötigte. Vor mir standen bereits einige Wartende in sicherer Distanz. Selbst die tröstende Morgensonne konnte diese bedrückende Szenerie nicht verbessern. Blieb nur warten. Warten kann ich gut, doch still herumstehen ist nicht so meine Sache. Also wie die Zeit nutzen? Mit Atemübungen – Und zwar so, dass die Atembewegung durch den ganzen Körper fließen kann: Dehnen, mit den Armen schwingen, mit den Füßen wippen und kreisen. Mit Wohlgefühl und weniger pessimistischen Gedanken erledigte ich meine Einkäufe. Dann kam mir die Idee, dass diese Übungen nicht nur als kleiner Alltagshelfer, beispielsweise beim Geduld üben, helfen können, sondern auch als ein stabilisierendes Ritual gegen den steigenden Angstpegel in Zeiten von Corana funktionieren kann. Ausgeglichenheit und Ruhe ist in diesen Zeiten das wichtigste Mittel beim Überstehen der Pandemie.

Die Angst und ihre (Gegen-)Reaktionen

Angst ist ansteckend. Die Angst vor dem Virus, der hohen Infektionsgefahr und die sonst nicht erlebte Angst vor Nähe zu unseren Mitmenschen. Angst vor finanziellem Ruin, vor Armut, vor einer ungewissen Zukunft. Sogar Angst vor dem Tod durch eine unbekannte Krankheit, in unserer sonst so sicheren Industrienation. Diese Umstände sind für uns alle neu und der richtige Umgang damit ähnelt einer Gradwanderung – Wie viel Sorge ist berechtigt und wie viel Angst macht uns mental krank?

Derzeit werden wir täglich mit neuen Variationen von Informationen gefüttert – durch Nachrichten, Talkshows, Börsenberichte und neue Statements von Virologen. Es scheint kein anderes Thema mehr zu geben und die Medien erfüllen voll und ganz ihren Zweck. Vor Corana ging es hauptsächlich um Krieg, Klima und Kämpfe – politische, wirtschaftliche und soziale. Das Schlechte und Fatale, das durch die Welt, bis hinein in die Zellen unseres Körpers wabert, unser Denken besetzt, das Herz schwer macht und droht, uns den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Joachim Ringelnatz sagte einmal sehr treffend: „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das ist nicht sicher.“ – Womöglich eine passende Beschreibung für diese ungewissen Zeiten und die aktuelle Lage in unserer Gesellschaft: Keiner weiß, was morgen kommt und ob das heute Gesagte, morgen noch richtig ist und Bestand haben wird.

Entgegen dieser Unsicherheit können wir aber auch ungeahnte, unterstützende Strömungen beobachten: Menschen, die aufeinander Acht geben, sich gegenseitig helfen und Einkäufe für Ältere erledigen. Oder via Blogging, Webinaren und Social Media alternative Tipps zur Stärkung des Immunsystems vermitteln. Es verbreiten sich kleine Zeichen der Liebe, Freude und Verbundenheit, bis hin zu weltumfassenden Meditationen. Eine alternative Sicht auf das derzeitige Geschehen wird nun angeboten, als Gegengewicht zu dem, was uns die vorherrschenden Medien tagtäglich präsentieren. Ein neuer Blickwinkel, aus dem das Aufatmen der Erde, der Natur begrüßt wird, verbunden mit Mutmaßungen, ob nun ein neues Zeitalter eingeläutet wird, vielleicht mit dem Schwerpunkt von mehr Nachhaltigkeit und Bewusstsein.

Das Immunsystem und wie die Angst es schwächt

Die neuen Bewegungen in unserer Gesellschaft tragen dazu bei, unser Immunsystem zu stärken. Aber weshalb ist das so? Schauen wir uns zunächst an, was die Angst mit unserem Immunsystem macht. Es ist vielfach erwiesen, dass Angst unser Immunsystem schwächt. Je mehr Ängste getriggert werden, desto mehr wird unsere Abwehr beeinträchtigt. Viele Menschen haben im Zuge der Verbote durch Corona, Angst etwas falsch zu machen oder bestraft zu werden. Sie projizieren ihre Angst, unbewusst mittels Schuldzuweisung, auf andere Menschen, die etwa in ihrer Nähe husten oder nießen. Diese panische Angst springt vom einen zum anderen und breitet sich – wie ein Virus – aus. Selbst ein bisher rationaler Geist wird durch allgegenwärtige Angst anfällig für Negativität und Pessimismus. Angst ist ansteckend. Angst setzt Adrenalin frei: Flucht oder Kampf! Panik lässt erstarren.

Was ich vermisse ist, dass von Virologen, Epidemiologen, Medizinern, die heutzutage geradezu wie Medienstars den Ton angeben, immer nur von Krieg und Kampf gegen das Virus gesprochen wird, doch kaum davon die Rede ist, was wir für die Stärkung unserer Widerstandskraft tun können. Daher ist es gerade jetzt wichtig, nicht nur gegen das Virus zu kämpfen, sondern mit ihm zu leben. Und zwar indem wir Körper, Gefühl und Denken stärken und harmonisieren.

Die Angst gibt uns neue Chancen

Wir sind in häuslicher Quarantäne auf uns selbst zurückgeworfen. Selbst die Wirtschaft hat nun Atempause, alles verlangsamt sich, und statt zu hetzen, laufen wir sogar langsamer. Nutzen wir doch die neuen Umstände als Chance, zur Be-Sinn-ung zu kommen, unser Dasein zu überdenken, neue Lebensenergie zu schöpfen und unsere Ziele neu zu definieren. Wohin geht jetzt unser persönlicher Weg?

Es geht zuallererst darum, ein stabiles Immunsystem aufzubauen und dafür benötigen wir Ruhe und Muße, die uns ja nun ohnehin zwangsläufig auferlegt wird. Wir erhalten also die Chance, uns auf unser eigenes Inneres zu besinnen, die Chance zur Selbstfürsorge. Letztlich unseren Platz neu zu bestimmen und einzunehmen.

Wir alle wissen, das derzeitige Grundproblem ist Angst. Angst macht Atemnot, und jeder, der Atemnot bekommt, glaubt sofort, dass ihn das Corona-Virus erwischt hat. Was für ein Teufelskreis! Die Begriffe „Angst“ und „Enge“ entspringen demselben Wortstamm: „angustus“ bzw. „angustia“ (lat.) = „Enge, Beengung, Bedrängnis“. Zudem  entwickeln wir Symptome eines Entzugs: Ein Entzug der bisherigen Sicherheiten und Gewohnheiten. Wir verstehen nicht, was gerade mit uns passiert. Wir können es vor allem nicht kontrollieren. Es entsteht Verunsicherung, die den Boden für Angst und Panik bereitet, wir spannen uns an, verkrampfen uns, über unsere Muskeln, bis hinein in die Organe, mit den entsprechenden psychosomatischen Folgen.

Gegen die Angst: Selbstfürsorge, Vertrauen, Kreativität und die Rolle des Atems

Weite, Dehnen, Aufatmen, Durchatmen. Ent-spannung, Wohlgefühl. Dopamin aufbauen. Dopamin öffnet unsere Hirnsynapsen und kann uns sogar gespannt, ja neugierig machen, auf das Kommende, noch Ungewisse. Lernen wir, uns selbst zu vertrauen, unserem Körper, unserem Organismus zu glauben. Vertrauen in uns selbst, bedeutet Vertrauen in das Leben mit allen seinen Unabwägbarkeiten. Vertrauen aufzubauen, damit wir die Fähigkeit zur Stabilität entwickeln können, um  ihr den passenden Boden zu bereiten. Genügend Schlaf, aufbauende Ernährung, Bewegung an der frischen Luft, soziale Kontakte, auch wenn diese nur über Telefon oder Internet geschehen. Beim Einkaufen mal kurz die Atemmaske lüften und uns gegenseitig verständnisvoll zulächeln, der Kassiererin danken, Freude entwickeln, teilen und schenken. Denken wir an das abendliche gemeinsame Musizieren der Italiener auf ihren Balkonen als Dank für alle helfenden Hände.

Welche Rolle spielt hier das Atmen hinsichtlich der Angstbewältigung? Weshalb kann bewusst wahrgenommenes Atmen unser Immunsystem stärken? Unsere Atmung ist mit allen körperlichen und psychischen Vorgängen verbunden: Mit dem Herz- und Lymphkreislauf, den Muskeln, Gelenken und Organen, dem Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid mit Beeinflussung unseres Säurehaushalts.

Unsere Atembewegung reagiert blitzartig auf jeden Gedanken, auf jede Gefühlsregung. Haben wir Angst, können wir nicht mehr frei durchatmen und unser Körper regiert mit Verkrampfung, Stau, Kälte, Taubheit oder Erstarrung. Achten wir hingegen bewusst auf unsere Atembewegung, so können wir unseren Körper, unsere Psyche und unser Denken positiv beeinflussen. Der Atem dient so als Brücke zwischen Bewusstem und Unbewusstem. Wir finden Balance, mobilisieren uns, wecken unsere Selbstheilkraft und lernen, auch bei großen Herausforderungen, zu entkrampfen und neue Kraft zu schöpfen.

5 einfache und nützliche Atem-Tipps gegen die Angst

Die Übungen des Erfahrbaren Atems nach Prof. Ilse Middendorf®  helfen, uns selbst mitten im Alltag zu stabilisieren:

Tipp 1: Weiteratmen

Was auch immer passiert, achten Sie darauf, dass Ihr Atemfluss nicht ins Stocken kommt!

Tipp 2: Dehnen

Dehnen Sie sich so oft wie irgend möglich! Die Arme bis in die Fingerspitzen, die Beine bis in die Fußspitzen, den Rücken – im Sitzen, Stehen, Liegen. Gähnen und seufzen Sie dabei nach Herzenslust – es entlastet! Gehen Sie in die Weite, lassen Sie dabei Ihren Atem fließen und lassen Sie sich Zeit, anschließend zu spüren, wie gut es tut. Dehnen versorgt Ihre Zellen mit frischer Energie, es löst körperliche wie psychische Anspannungen und Muskeln wie Organe werden besser durchblutet.

Tipp 3: (Ab-)Schütteln

Wippen Sie über Ihre Füße von rechts nach links, senken Sie den Kopf und lassen Sie wie eine Gliederpuppe alle Gelenke locker. Lassen Sie Ihren Atem dabei fließen, schütteln Sie alles ab, was Sie nicht gebrauchen können – ob Anspannungen oder lästige Gedanken – und spüren Sie im Anschluss nach, wie gut es tut, wieder aufatmen zu können.

Tipp 4: Hände auf Mitte und Bauch auflegen

Legen Sie eine Hand auf die Mitte zwischen Nabel und Brustbein und die andere darunter auf den Bauch. Lassen Sie Ihren Atem fließen, ohne ihn zu beeinflussen. Schließen Sie, wenn möglich Ihre Augen. Spüren Sie eine verstärkte Atembewegung unter den Händen? Nehmen Sie ein Wohlgefühl wahr? Je öfter Sie es üben, umso mehr vermittelt es Ihnen Schutz, (Selbst-) Vertrauen und Sicherheit. Sie bleiben in Ihrer Mitte, egal was passiert.

Tipp 5: Fingerkuppen aneinander legen

Legen Sie mit sanftem Druck die Fingerkuppen Ihrer rechten und linken Ring- und kleinen Finger aneinander (etwa für 5 – 7 Atemzüge), aber lassen Sie dabei Ihren Atem fließen, wie er von selbst kommt und geht. Achten Sie darauf, dass die anderen Fingerkuppen sowie Daumenkuppe nicht in Berührung mit den übrigen Händen oder Fingern kommen! (Falten Sie die übrigen Finger einfach ein.) Diese Übung entfaltet ihre Wirkung in der Regel erst, nachdem sie drei Mal täglich (oder auch öfter) für 7-8 Wochen praktiziert wurde. Sie vermittelt Ihnen, selbst in Angst besetzten Situationen, Ruhe und Sicherheit, weil sie die Atembewegung im Bauch-und Beckenraum verstärkt und somit lösend wirkt. Sie ist selbst in der Öffentlichkeit unauffällig anzuwenden und kann Ihnen sogar dazu verhelfen, gut einzuschlafen.

Auf meinem YouTube Kanal finden Sie Anleitungen für Tipp 3 und 4 und in meinem neuen Buch “Atmen Sie sich gesund” die Anleitung für Druckpunkt-Übungen.

Nutzen wir die Chance, die uns in Zeiten von Corona gegeben wir

Alles im Leben wächst vom Zentrum aus in die Peripherie. Selbst wenn wir erkrankt sein sollten: Stärken wir unsere Mitte, werden wir weit – aus dem Inneren (psychisch) nach Außen (physisch). Wenn wir die derzeitige Situation annehmen, so wie sie ist, können vorher ungeahnte Kräfte freigesetzt werden. Wir entwickeln Kreativität, schmieden Pläne, finden Alternativen zum bisherigen Leben. Statt Zukunftsangst, sollte Offenheit und Neugierde dominieren und uns gegenüber dem stärken, was auch immer kommen mag. Nehmen wir unseren Platz neu ein. Nutzen wir diese Chance!

Titelbild: Pablo Heimplatz / Unsplash


E X T R A:
Möchten Sie mehr darüber wissen, wie Sie der Angst begegnen, Selbstvertrauen und Selbstheilkraft aufbauen können?
Zum Thema Mehr Mut – Atemkraft contra Angst und Stress“ – Selbststärkung über den „Erfahrbaren Atem nach Prof. Ilse Middendorf®“ habe ich bereits 1994 einen Essay geschrieben, das 2020 überarbeitet wurde. Die Inhalte sind nach wie vor aktuell. 
Der Artikel ist als PDF erhältlich.
Umfang: 10 Seiten (A4)
Preis: 5,00 EUR
Wenn Sie den Artikel in Papierform zugesandt haben möchten, beträgt der Preis 5,00 EUR zzgl. 2,00 EUR Porto und Verpackung.
Zahlung via PayPal oder per Vorabüberweisung.
Schreiben Sie mir eine E-Mail, ggfs. mit Ihrer Versandadresse, an info@veronikalangguth.de.
Der Versand erfolgt nach Zahlungseingang.